Die Reduktion auf das Sein
"Wichtig ist für mich die Ausstrahlung des Bildes" betonte Baselgia. "Wo jeder seine Geschichte einbringen kann." Seine zeitlosen Arbeiten sind philosophisch, man kann immer wieder bei Null anfangen, kann sich in ihnen verlieren, kann entdecken, nachspüren, empfinden. Fotografie hat für Baselgia ein ungeheures Schöpfungspotenzial, und wichtig ist ihm die Reduktion auf das Sein. "Die analoge Fotografie hat etwas Unmittelbares, es ist ein magisches Band von Aufnahmen, bis ein Bild entsteht", vermittelte er seine Begeisterung. "Es hat mit der Zeit zu tun, die vergeht, es ist eine Kondensierung, eine Strategie von Langsamkeit."
Wichtig ist Baselgia die Distanz, die Reflexion bei der Arbeit im Labor. Oft lässt er Filme oder auch Bilder ruhen, weil sich für ihn die Erinnerung mit der Zeit verändert. Ihn beschäftigt die Frage nach der Wahrheit, nach dem, was man meint, gesehen zu haben. Nichts ist für ihn zwingend klar, und er will auch keine Wahrheit vermitteln. "Ich versuche, Bilder zu machen, die auch mich noch irritieren", bekannte er. Die Magie der Bilder liegt für Baselgia im Fotografieren. "Sie sind quasi in einer Kamera, wo einmal kurz eine Blende aufgeht, die Einbildungskraft spielt eine grosse Rolle." Seine Strategie ist es, das Denken, wie ein Bild auszusehen hat, auszuschalten. Baselgia will ein anderes Sehen hervorrufen, nicht der gängigen Bildkonvention erliegen. "Zwischenräume" sind ihm wichtig, jedem Betrachter soll sich durch das, was seine Bilder ausstrahlen, seine eigene, höchstpersönliche Welt eröffnen.
Text von von Marina U. Fuchs, Südostschweiz Aug. 2016