Anderer Blickwinkel

Eine kreative, starke Frau mit langjährigem künstlerischem Engagement für die Natur und Schöpfung erhielt 2014 in Anerkennung ihrer fotografischen Arbeit im Engadin den Pontresiner Kulturpreis. Jetti Langhans hat alles in ihrem Leben mit 150-prozentiger Intensität gemacht. Auch ihr fotografisches Schaffen spiegelt dieses unbedingte Engagement wider. Die preisgekrönte Wahlengadinerin mit Berner Wurzeln ist Trägerin des Pontresiner Kulturpreises 2014. Ob im Sommer oder im Winter: Schon in den frühesten Morgenstunden war Jetti Langhans jeweils unterwegs, zumeist in ihrem "goldenen Dreieck" zwischen Pontresina, Samedan und Celerina, und hat stimmungsvolle Natur und Landschaftsaufnahmen gemacht. Die besten von ihnen hat sie in ihren zwanzig Tonbildschauen verwoben, wahre audiovisuelle Kleinkunstwerke, für die sie an europäischen Festivals unzählige Preise erhielt, unter anderen den "Grand Prix von Europa", die höchste Anerkennung für Tonbildschauen auf dem Kontinent.

Jetti Langhans
Der andere Blickwinkel auf die Schöpfung

Die in Bern aufgewachsene Wahlengadinerin hat über 10000 Diapositive mit faszinierenden Naturaufnahmen in ihrem Archiv, welche meist in den frühen Morgenstunden in der Natur rund um Pontresina entstanden sind. Internationale Anerkennung erhielt sie mit ihren ästhetisch eindrücklichen Abfolgen von Kunstbildern, die sie als mediale Gesamtkunstwerke in preisgekrönten Tonbildschauen verarbeitet hat.

"Mein Antrieb für mein Schaffen war das ehrfürchtige Staunen vor der Schöpfung".

Das zentrale Thema im Werk von Jetti Langhans ist ihre Beziehung zur Natur. "Mein Antrieb für mein Schaffen war das ehrfürchtige Staunen vor der Schöpfung". Was ich so stark empfand, wollte ich unbedingt weitergeben und mit anderen teilen“, erklärt die mittlerweile 77-jährige Fotografin. Auch wenn es darum ging, den rücksichtslosen Umgang des Menschen mit der Natur anzuprangern und beispielsweise das Thema Atomkrieg zu thematisieren, setzte Langhans nur schöne Naturfotos ein und nutzte die narrative Form des Märchens. "Wenn man den Leuten eins zu eins ein trauriges Kapitel um die Ohren schlägt, akzeptieren sie dies oftmals nicht. Mit ästhetischen Bildern und in ein Märchen verpackt, hat man bessere Chancen, auf unhaltbare Zustände aufmerksam zu machen und einen verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung einzufordern."

Ihre Fotoausrüstung hat sie zwar griffbereit zu Hause, doch dieser Abschnitt sei jetzt definitiv vorüber.

Gerade in den letzten Schaffensjahren entstanden ihre raffiniertesten Tonbildschauen: Naturstimmungen, in mehrfacher Überblendtechnik ineinander überfliessend, zeugen vom sicheren Auge der Fotografin. Der unterlegte Musikteppich widerspiegelt ihr untrügliches Gefühl für Musik, speziell für die russischen Komponisten. Und in zurückhaltenden Kommentaren wird das Wesentliche ihrer Message transportiert. Kam man in den Achtziger-/ Neunziger- Jahren regelmässig in den Genuss von neuen Produktionen, wurde es ab 2005 plötzlich still um Jetti Langhans. Wegen einer falschen Bewegung beim Fotografieren auf dem zugefrorenen Silsersee fand sie nicht wieder zu ihrer vormaligen körperlichen Kraft zurück. Eine Kraft, die sie gebraucht hätte, um ihre schwere Fotoausrüstung zu tragen. "Mit den letzten Aufnahmen, die ich 2005 auf dem Silsersee schoss, habe ich die Tonbildschau "Moor Poesie" gestaltet." Diese letzte Tonbildschau wurde als Premiere an der Preisverleihung gezeigt, zusammen mit der Schau "Licht wirft keinen Schatten" aus dem Jahre 2002. Ein Lebensabschnitt ist zu Ende Doch "Moor Poesie" war definitiv die letzte Tonbildschau von Jetti Langhans. Ihre Fotoausrüstung hat sie zwar griffbereit zu Hause, doch "dieser Abschnitt in meinem Leben ist jetzt definitiv vorüber".

Text von von Marie Claire Jur, Engadiner Post Juni 2014

Presseschau Jetti Langhans von 1999 bis 2014